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Stadtarchiv Bergheim

Vor 50 Jahren: Bau der Neuapostolischen Kirche in Bergheim-Kenten

Drei christliche Konfessionen in Bergheim feiern in den nächsten Monaten Jubiläen rund um das Thema Kirchenbau – das Stadtarchiv wird ihnen allen in den nächsten Monaten einen Artikel widmen.

1895, also vor bald 130 Jahren, wurde die evangelische Christuskirche in Zieverich eingeweiht. Der Neubau der katholischen Gemeinde St. Hubertus Kenten wird 70 Jahre – er feierte im Dezember 1954 Grundsteinlegung und Konsekration im Dezember 1955. Und dieses Jahr im Dezember vor 50 Jahren wurde die Neuapostolische Kirche Bergheim in Kenten geweiht.

Die Gründung der neuapostolischen Gemeinde Bergheim fällt laut ihrer Gemeindechronik mit dem Weihedatum ihrer Kirche im Dezember 1974 zusammen. Bis dahin besuchten die in Bergheim wohnenden neuapostolischen Christen die Gottesdienste in Köln beziehungsweise später in Kerpen-Horrem.

Grundstücksbesitz und Bauzeit

Aus dem Grundbuch der Stadt Bergheim geht hervor, dass das Grundstück in der Pfarrer-Keuter-Straße in Kenten bereits im März 1970 im Besitz der Neuapostolischen Kirche (NAK) Dortmund war, denn am 6. März 1970 wurde der „Bestand des Grundbuchs Kenten Band 30 Blatt 1095“ in das neue Loseblatt-Grundbuch eingetragen und das Kentener Blatt geschlossen. Vorbesitzer sind nicht verzeichnet.

Im neuapostolischen Bauarchiv Dortmund findet sich eine Anlage zum Bauantrag, datiert auf den 23. November 1971, „zum Neubau eines Gemeindehauses für die Neuapostolische Kirche -515- Bergheim, Bendenstrasse Ecke Pfarrer-Keuter-Straße“.

Mit dem Bau des Neuapostolischen Kirchengebäudes in Bergheim begann man schließlich 1973. Das Kirchengebäude wurde in damals moderner Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet. Dazu wurden die tragenden Systeme in Ortbetonbauweise errichtet. Die übrige Gebäudehülle wurde konventionell mit Mauerwerk ergänzt.

Über die eigentlichen Bauarbeiten sind wenig Details bekannt. Belegt ist nur, dass es im Winter 1973/1974 zu zwischenzeitlichen Verzögerungen durch einen Sturmschaden kam, bei dem der aus Holz montierte Dachstuhl in zwei Teile zerriss. Der beim Sturmschaden beschädigte Dachstuhl wurde als eine traditionellen Holz- und Zimmermannskonstruktion hergestellt.

Am 1. März 1974 stellte das Amt Bergheim/Erft den Rohbauabnahmeschein aus, bescheinigte also die erfolgte Prüfung des erstellten Rohbaus anhand der erteilten Baugenehmigung, und erteilte die Erlaubnis zum inneren und äußeren Verputzen des Gebäudes.

Zelt als theologische Vorstellung

Die Architektur des vom Ingenieur Heinz Scholz entworfenen Gebäudes war der neuapostolischen Liturgie angemessen. Die Innenausstattung war durch die zumeist normierten Prinzipalstücke zweckmäßig. Wie viele andere zeitgenössische Kirchen bildet auch die NAK in Bergheim architektonisch eine theologische Vorstellung ab. Das rot verklinkerte Gebäude ist zeltförmig: auf raumhohen Seitenwänden liegt der hohe, offene Dachstuhl – das Gebäude hat laut Bauplänen eine Höhe von 10,66 Metern. Das Zelt war in dieser Zeit eine einfache aber zugleich beliebte Kirchenform – sie sollte nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und seinen Folgen die Vorläufigkeit der diesseitigen Welt symbolisieren und das biblische Bild des wandernden Gottesvolkes aufgreifen.

Die damals sehr populäre Ausführungsart des Flachdachs wurde für die Nebenräume der Kirche verwendet, weshalb das Bergheimer Kirchenschiff durch seine Höhe umso mehr architektonisch hervorsticht und betont wird. Neben der Sakristei, der Garderobe und der Abstellkammer gab es laut Bauzeichnungen als Nebenraum einen sogenannten „Jugendsaal“, in dem Platz für Unterrichte sowie Jugend- und Seniorenveranstaltungen war. An weiteren Räumen gab es zwei Toilettenanlagen für Frauen und Männer, einen Kriechkeller mit Stuhllager sowie Heizungsräume für die Ölheizung. Glocken oder Glockentürme sind auf oder neben neuapostolischen Kirchen traditionell nicht vorhanden, da Glocken liturgisch nicht benötigt werden.

Gemeinde seit 1974

Am Sonntag, 29. Dezember 1974 wurde der Bergheimer Kirchenneubau geweiht und zeitgleich die neuapostolische Gemeinde Bergheim gegründet. Der damalige nordrhein-westfälische Bezirksapostel Emil Schiwy –  der höchste neuapostolische Geistliche in Nordrhein-Westfalen – vollzog den Weihegottesdienst, an dem laut Dienstbuch der Gemeinde insgesamt 164 Menschen teilnahmen.

Anders als katholische oder evangelische Kirchen, die traditionell nach einem Patron, wichtigen Theologen oder biblischen Personen benannt sind, haben neuapostolische Kirchen grundsätzlich keinen Namen außer dem Ortsnamen. Im Falle des Neubaus in Bergheim wurde die Kirche also schlicht „Neuapostolische Kirche, Gemeinde Bergheim“ genannt. 

Aus der neuapostolischen Gemeinde in Kerpen-Horrem wechselten per Januar 1975 insgesamt 89 Gläubige in die am 29. Dezember 1974 neu gegründete Gemeinde Bergheim. Einige weitere folgten direkt im Februar und März 1975 aus den Gemeinden Düren und Balkhausen, sodass die erst junge Gemeinde Bergheim zu Ostern 1975 bereits 99 Mitglieder im Kirchenbuch verzeichnen konnte.

Umbau und Erweiterung 2003

Im Gemeindealltag zeigte sich im Laufe der Jahre, dass der sogenannte Jugendsaal zu klein dimensioniert worden war. Für Feiern der gesamten Gemeinde musste der Sakralraum durch Umstellen der Bänke für diesen Zweck nutzbar gemacht werden, was im Laufe der Zeit immer kritischer gesehen wurde, da dadurch der Sakralraum zeitweise zum Mehrzweckraum degradiert wurde.

Am 19. November 2002 erteilte die Stadt Bergheim der Neuapostolischen Kirche NRW die Baugenehmigung zum „Umbau/Erweiterung des Kirchengebäudes“ in Bergheim. Die Ansprüche an das Gebäude hatten sich seit dem Bau verändert. 

Im Jahr 2003 wurde die nun 160 Mitglieder zählende Kirche in Kenten erweitert und barrierefrei gestaltet: Unter anderem wurde das Kirchenschiff nach vorne und hinten verlängert, Sakristei und Foyer wurden vergrößert, der Zugang zur Kirche wurde barrierefrei gestaltet.

Zusätzlich entstand im Anbau ein großer Mehrzweckraum, auch eine Küche wurde nun eingebaut. Die Ölheizung wurde durch eine Gasheizung ersetzt, die eher dunklen Betonwabenfenster des Ursprungsbaus von 1974 wichen großen, hellen Fensterfronten.

Geschrieben von: Bettina Rütten M.A.

Veröffentlicht am: 16.08.2024

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Bildnachweise

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